Diese Inschrift ist auf der Westseite des Schwammerlturms zu finden und gibt eine
erste Information über seine Geschichte, die in der ersten Zeile aber historisch
nicht einwandfrei ist (siehe Hinweise weiter unten).
Der Verstext stammt aus dem Jahre 1845, vermutlich verfasst vom Maler Johann Max Tendler,
zumindest aber von ihm selbst anläßlich einer Restaurierung angebracht.
Die beiden letzten Zeilen als Hinweis auf die jüngste Geschichte wurden
verfasst von Josef Freudenthaler. Die jetzt sichtbare Gestaltung der Versinschrift
stammt von Prof. Friedrich Mayer-Beck und wurde anläßlich der Restaurierung
1954 angebracht.
1280
Der Schwammerlturm ist das letzte erhaltene Stadttor des mittelalterlichen Leoben. 1280 bezieht
sich auf jene Zeit, als die Verlegung der ursprünglichen Marktsiedlung, die im Gebiet direkt
unter dem Massenberg plaziert war, als mittelalterliche Stadtanlage in die Murschleife
vollendet war. Diese Verlegung wurde 1261 begonnen und als eine der ersten Anlagen entstand
dabei eine Wehranlage, die den Eingang zur Stadt von Westen her überwachte.
Als einer der Gründe für die Ortsverlegung wird oft ein großer Brand 1268 in Alt-Leoben genannt.
Von diesem Brand weiß aber kein Chronist zu berichten.
Die Ansicht, dass der Brand 1268 nicht belegbar ist, wird auch von P.Jakob Wicher (8) vertreten.
Dort wird ein anderer Grund für die Verlegung der Stadt genannt:
Zitat: "In der unruhigen Zeit des Zwischenreiches war kein Ort vor feindlichem Überfalle und Plünderung
sicher, daher die Städte mit Mauern und Gräben sich umgaben. Die alte Stadt Leoben war am Fuße des
Maßenbergs eingezwängt, und diese Lage hinderte die Schutzbauten. Man entschloß sich daher,
den Neubau nach Norden auf einer von der Mur gebildeten Halbinsel aufzuführen. ....1280 waren
die wichtigsten Bauten vollendet.
Von Josef Freudenthaler, Eisen auf immerdar,(4), (5), wird als Grund für die Stadtverlegung
das Bestreben Ottokars von Böhmen angegeben, gegen den verschwörerischen Adel mit den Städten
Leoben und Bruck feste Stützpunkte zu errichten.
Dies deckt sich auch mit einer ausführlichen geschichtlichen Darstellung dieser turbulenten Zeit.
Veröffentlicht wurde dieser Artikel 2015 in der "Kleinen Zeitung".
Den Artikel können Sie HIER nachlesen.
Der Spruch am Schwammerlturm ist also historisch nicht korrekt.
Im AEIOU - Online-Lexikon
wird 1616 als Errichtungsjahr des Mauttorturmes genannt, was aber mit allen anderen Quellen nicht
übereinstimmt.
Forschungen in jüngster Zeit scheinen darauf hinzuweisen, dass statt der bisher allgemein publizierten Neuerrrichtung des Turmes tatsächlich
nur eine Renovierung durchgeführt wurde. Im letzten Absatz im Artikel der Kleinen Zeitung über das Erdbeben 1794 findet
sich ein Hinweis darauf.
1794
Der Turm hatte ursprünglich ein Spitzdach - siehe den nachstehenden alten Stich
Im Jahre 2015 erschien in der Kleinen Zeitung ein Artikel über dieses Erdbeben und die dabei am Mauttorturm
entstandenen Schäden. HIER können Sie diesen Artikel nachlesen.
1845
Renovierung des Turmes, bei der die neue Textschrift von Johann Max Tendler aufgebracht
wurde, die so auch von ihm stammen dürfte.
Der Text, der vorher den Turm gestaltete, lautete in etwa:
"Dieser Thurm ist im Jahre 1280 neu erbaut und nach der 6ten Hornung 1794 durch Erdbeben
erlittenen starken Beschädigung mit der Kuppel versehen worden".
Nach dem Zitat in den "Tagebbüchern von J.G. Karrer" hat der Spruch gelautet:
"Im Jahre 1280 ist dieser Turm von neuem erbaut; im Jahre 1615 und 1728 renoviert,
nach dem am 6.Februar 1794 ausgebrochenen Erdbeben aber mit der Kuppel versehen, dann im
Jahre 1822 wieder renoviert worden".
1903
Abstimmung im Gemeinderat über den Abbruch des Schwammerlturms: Mit einer Stimme Mehrheit (!)
wurde der Turm vor dem Abbruch bewahrt. Damit ereilte ihn nicht das Schicksal des Jakobsturms,
der schon 1841 dem Erdboden gleichgemacht worden war.
Bis auf eine Quelle (6) nennen alle anderen Zeugnisse 1903 als Jahr dieses
denkwürdigen Ereignisses.
1926
Restaurierung des Turmes, bei der das Fresko auf der zur Stadt gewandten Seite bereits entfernt ist.
Das Motiv des Freskos war eine Kreuztragung, die schon 1795 von Dominik Schuster renoviert und
1880 wiederum erneuert worden war.
Wann das Fresko genau übertüncht wurde, konnte - bisher - nicht festgestellt werden. Auf
einer Postkarte aus 1900 ist das Fresko noch dargestellt; 1921 ist es verschwunden
(Siehe Postkarten in den "Alten Ansichten").
Auch die Abtragung der eisernen Stiege - auf einer Postkarte 1921 noch zu sehen -
und der Durchbruch auf der von der Stadt aus gesehen rechten Seite des Turmes konnte
jahreszahlmäßig bisher nicht eindeutig zugeordnet werden.
Weiters wurde damals der kaiserliche Adler und das Stadtwappen entfernt.
Zumindest der Adler und die Versinschrift auf der Murseite blieben erhalten
(7).
1954
Restaurierung des Turmes.
Auf der Murseite findet sich der Doppeladler und das von
Prof. Friedrich Mayer-Beck gestaltete und von Malermeister Ramschek umgesetzte Spruchfeld
mit der Ergänzung von Josef Freudenthaler.
Auf der Stadtseite wird das Stadtwappen und der österreichische Adler aufgebracht.
2011
Der Turm erhält im Zuge der Revitalisierung der Objekte rund um das "Hotel zum Mohren" einen
neuen Anstrich.
Eine wesentliche Neugestaltung erfährt der Aufgang: Der alte Zugang vom Zellergassl her wird geschleift
und ein neuer Zugang von der Homanngasse her eingerichtet.
Informatives zum Schwammerlturm
Der Schwammerlturm als Beobachtungs-Plattform für Brände
Der Schwammerlturm spielte in seiner Geschichte auch eine Rolle als Beobachtungspunkt
für Brände im Stadtgebiet.
In den Dokumenten zum Erdbeben 1794 - siehe Link weiter oben - wird der Schaden
"dieses der Stadt wegen Feuergefahrs=Übersicht nützlichsten Thurmes" beschrieben.
Es gab auch eine "Thürmer-Stube", wo noch in den 50er-Jahren eine Frau wohnte, mit der man einen
Besuch auf den Turm absprechen konnte.
Die Stadtfeuerwehr Leoben erwähnte auf - inzwischen leider entfernten - Internetseiten, dass im Jahre 1847
der damalige Bürgermeister Graf eine Verordnung erließ, welche Alarmsignale festsetzte.
Vom Schwammerlturm aus wurden im Brandfalle Böllerschüsse abgegeben.
Der Schwammerlturm als Thema im MuseumsCenter Leoben
Der Schwammerlturm als altes Mauttor dient bei der aktuellen Ausstellung im MuseumsCenter Leoben
als symbolischer Zugang in alte Zeiten.
Man findet eine Schützenscheibe aus dem Jahre 1880 mit dem
Schwammerlturm als Motiv: "Gedenkscheibe zur Erinnerung an die Jubiläumsfeier des
600-jährigen Bestandes der Stadt Leoben. Im August 1880."
Weiters ist das Uhrwerk, das in der "vorelektrischen" Zeit die Schwammerlturmuhr steuerte,
zu sehen.
Wenn Sie das Museum einmal besuchen wollen - was unbedingt
empfehlenswert ist - können Sie sich auf den Leobner Seiten über die Besuchszeiten informieren.
1794 hat in Leoben noch eine Bedeutung
Hier eine Frage für Leoben-Kenner: Wo ist diese Tafel zu finden?
"Zur Zierde und Bequemlichkeit ihrer Vaterstadt
die Bürger Leobens 1794"
Haben Sie es gewußt?
Weitere Informationen zum Schwammerlturm und alte Ansichten:
Falls Sie weitere Quellen wissen oder hier einen Link gesetzt haben wollen: Bitte ein Email an
peter.pointner@aon.at zu senden (Bitte kopieren und einfügen).
Besten Dank für jede Information.
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